verhütung
= Antikonzeption und Familienplanung usw.

Das Angebot an Verhütungsmethoden ist riesengross und ich möchte deshalb mit dieser Seite gerne versuchen ein paar Schwerpunkte zu setzen, damit Sie sich besser orientieren können. Gerne besprechen wir natürlich auch einzelne Details mit Ihnen in der Praxis und beraten Sie persönlich.

Verhütung heisst Verantwortung wahrnehmen

Grundsätzlich sind drei Fragenkomlexe von zentraler Bedeutung um letztlich für sich die richtige Verhütungsmethode zu finden.


Die drei Fragenkomplexe

  1. Wie sicher muss meine Verhütung sein ?
  2. Wie schütze ich mich vor sexuell übertragbaren Krankheiten ?
  3. Möchte ich in meinem Leben grundsätzlich einmal eines oder mehrere Kinder haben mit oder ohne Partner ?

Erst nachdem Sie sich diese Fragen beantwortet haben macht es Sinn sich für die geeignete Verhütungsmethode zu entscheiden bzw. sie für sich auszusuchen. Gerne gehe ich auf diese Fragen etwas genauer ein um dann die entsprechenden Methoden etwas präziser darstellen zu können.

Frage 1

Wie sicher muss meine Verhütungsmethode sein bzw. darf oder will ich gelegentlich mit meinem Partner schwanger werden? Ist mein Partner über diese Absicht informiert und wollen wir beide das gleiche? Was wäre, wenn ich schwanger würde? Können wir uns dann auf die Schwangerschaft und das Kind freuen oder wäre ich schlussendlich eine alleinerziehende Mutter? Müsste letztendlich sogar ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen werden?
Wenn bei diesen Überlegungen ein Schwangerschaftsabbruch in Erwägung gezogen werden müsste sollte man sich für eine sichere Methode entscheiden. Jede Schwangerschaft birgt grundsätzlich deutlich mehr medizinische Risiken in sich als irgendeine der bekannten, sicheren Verhütungsmethoden. Allein schon das vielzitierte Thromboserisiko ist während einer Schwangerschaft höher als beim Einnehmen einer Verhütungspille. Solange man also nicht schwanger werden will oder darf sollte man sich logischerweise für eine „Sichere Verhütungsmethode“ entscheiden, da man so den Weg des geringeren Risikos wählt. Wenn gelegentlich so oder so eine Schwangerschaft geplant ist und eine solche , wenn auch etwas früher als geplant, eintritt, kann man sich sehr gut auch für eine etwas „weniger sichere Antikonzeption“ entscheiden.

Frage 2

Wie schütze ich mich vor sexuell übertragbaren Krankheiten? Wiederum ein grosses Kapitel, welches ich jedoch nicht hier abhandeln möchte. da es eine grosse Menge an Literatur über die einzelnen, sexuell übertragbaren Krankheiten gibt.
Sehr gute Informationen finden Sie hier.

Weit besser, als sich auf medizinischem Weg mit diesen Krankheiten auseinandersetzen zu müssen, ist es sie gar nicht erst zu bekommen. Das ist oft einfacher gesagt als getan. Manchmal kann der Partner, ohne es zu wissen ansteckend sein für AIDS (HIV), Chlamydien, Lues, Hepatitis, GO (Tripper), Herpes etc.
Um diese Situation möglichst gut zu meistern gibt es letztlich nur eine richtige Vorgehensweise: Man muss sich gegenseitig gut kennen und auch diese Thematik miteinander besprochen haben bevor man miteinander Geschlechtsverkehr hat. Problemlos können Sie bei jedem Arzt eine Untersuchung vornehmen um sich gegenseitig bestätigen zu können, dass Sie frei von ansteckbaren STI sind. Selbstverständlich bietet ein Kondom einen gewissen Schutz vor solchen Krankheiten. Selber aber möchte man ja schlussendlich sicher sein und nicht nur glauben oder hoffen , dass …… Kondome sind zur Verhütung und zum Schutz vor STI deutlich besser als einfach nichts zu tun. In der Praxis kann die Schutzwirkung sehr schwer beziffert werden, da sie sehr vom Sexualverhalten, der Präparatequalität und von Anwendungsfehlern abhängt. Aus diesen Gründen gehören Kondome medizinisch betrachtet zu den nicht sicheren Verütungsmethoden, das heisst der Pearl Index liegt über 1,0.

Frage 3

Möchte ich in meinem Leben grundsätzlich einmal schwanger werden, Kinder haben und mit wem? Nochmals ein grosser Fragenkomplex. Bei der Familieplanung geht es ja nicht nur um die Verhütung und das Verhindern von STI sondern eben auch um die Planung einer Familie. Seitdem die Frauen über die Verhütung selber bestimmen können ist in der westlichen Welt das Durchschnittsalter der Frauen bei ihrem ersten Kind zunehmend gestiegen. 1960 wurde in Europa die erste Pille mit dem Namen Anovlar eingeführt und es kam zu dem sogenannten Pillenknick. Die Geburtenrate hat zunehmend abgenommen, während das Durchschnittsalter bei der ersten Schwangerschaft immer mehr angestiegen ist. Während man in den 1960er Jahren mit 25 Jahren bereits eine ältere Erstgebährende war ist heute ein Alter von 33 – 34 Jahren beim ersten Kind fast schon der Normalzustand. Ab 35 Jahren beginnt die Fertilität ( Empfänglichkeit bzw. Möglichkeit schwanger zu werden ) bei allen Frauen stark an zu sinken und es ist immer weniger selbstverständlich, dass man noch schwanger werden kann. Während die Schwangerschaftsrate bei einem gesunden jungen Paar ca. 33% pro Monatszyklus beträgt hat man mit 42 Jahren noch eine solche von unter 3%. Es gibt so etwas wie eine innere Uhr, die unser Leben bestimmt. es gibt einen Zeitabschnitt um schwanger zu werden, einen solchen um Kinder grosszuziehen und später evt. einen solchen um sich um Enkelkinder kümmern zu dürfen. Naturgegeben hat man als Frau seine Menarche ( Datum der ersten Periodenblutung ) und seine Menopause ( Datum der letzten Periode ) Dazwischen liegt eine Zeit mit mehr oder weniger regulären Zyklen, die immer wieder auf diese innere Uhr hinweisen.
Ab 35 Jahren nimmt also die Fertilitätsrate ( Anzahl Schwangerschaften pro Zyklus) zunehmend dramatisch ab., während entsprechend die Sterilitätsfälle immer mehr zunehmen.
Nach den bisherigen Erkenntnissen haben die verschiedenen Verhütungsmethoden keinen relevanten Einfluss auf die Fertilitätsrate. Man wird also in jedem Alter gleich gut schwanger ganz egal ob man eine Pille genommen hat oder nicht. Aber mit 37 Jahren wird man lange nicht mehr so rasch schwanger wie mit 26 Jahren.
Es scheint mir immer wichtiger die ganze Verhütungsdiskussion und Familienplanung auch vor diesem Hintergrund zu sehen um für sich die richtige Methode zu finden.

Sicherheitsanspekte einer Verhütungsmethode

Was sind sichere bzw. unsichere Verhütungsmethoden? Zur Beurteilung einer Verhütungsmethode wurde der Begriff des Sog. „ Pearlindex“ gewschaffen. Unter dem Pearlindex verstehen wir die Anzahl unerwünschter Schwangerschaften bei der Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode während 100 Frauenjahren bzw. 1200 Monatszyklen. Anders ausgedrückt: Wenn 100 Frauen während einem Jahr eine bestimmte Verhütungsmethode anwenden entspricht die die Anzahl der unerwünschten Schwangerschaften dem Pearlindex. Von einer sicheren Verhütungsmethode sprechen wir, wenn der Pearlindex kleiner als eins ist.
Je nach Studie werden nicht nur die richtigen Versager gezählt, sondern auch solche, die auf fehlerhafter Anwendung beruhen. Deshalb gibt es je nach Statistik für die gleiche Methode einen unterschiedlichen Pearlindex. Zur Orientierung mag die aufgeführte Tabelle dienen.

Tabelle Pillenübersicht

Die sicheren Verhütungsmethoden

Sie finden unten aufgeführt eine Zusammenstellung der aktuellen (Stand 31.01.2021) Verhütungsmethoden ( Berlis Schweiz AG ).

Auf den ersten Blick scheint diese Uebersicht vielleicht etwas verwirrend und ich möchte deshalb versuchen alles etwas zu vereinfachen und zusammenzufassen. Bei den sicheren Methoden können wir die Hormonellen von den nicht Hormonellen unterscheiden. Bei den hormonellen Methoden wiederum unterscheiden wir sog. kombinierte und monophasische Präparate.
Also:

  1. Kombinierte hormonale Kontrazeptiva ( KHK ). Diese werden auch als Kombinationspräparate (KP) oder einfach als „Pillen“ bezeichnet. Sie enthalten immer 2 verschiedene Hormone (vgl. unten)
  2. Monophasische Präparate oder sog. reine Gestagenmethoden. Diese Präparate enthalten immer nur ein Hormon. Sie können als Tablette geschluckt , gespritzt oder als intrauterines (in der Gebärmutter liegendes) System angewendet werden. (vgl. unten) Gelegentlich werden die Tabletten leider auch als Pillen bezeichnet, was zu Verwirrung führen kann.
  3. Unter den nicht hormonellen Methoden verstehen wir die verschiedenen Kupferspiralen. Diese können zwar teilweise noch als sicher bezeichnet werden, kommen aber immer mehr „ aus der Mode“. Sie führen zu stärkeren Blutungen, häufigeren Eileiterentzündungen und bei Versager auch zu mehr Eileiterschwangerschaften. Leider werden sie fälschlicherweise oft mit den neuen Hormonspiralen verwechselt, welche völlig anders wirken und heute eine der attraktivsten und besten Verhütungsmethoden darstellen (vgl. unten)

Schwere Neenwirkungen von KHK (Kombinierte Hormonale Kontrazeptiva)

Schwere Nebenwirkungen von KHK ( kombinierte hormonale Kontrazeptiva )
Bei Anwendung von KHK , welche immer ein Gestagen zusammen mit einem Oestrogen enthalten, besteht ein leicht erhöhtes Risiko einen Gefässverschluss in Venen oder Arterien zu erleiden. In seltenen Fällen kann dies zu schweren Gesundheitsschäden oder sogar zum Tod führen. Das Risiko für eine solche Komplikation ist während des ersten Anwendungsjahres am grössten und steigt auch mit zunehmendem Alter. Zusammengefasst handelt es sich je nach Statistik um ca. 5 – 12 Fälle pro 10 OOO Frauenjahre. Um Komplikationen eines solchen Gefässverschlusses möglichst gering zu halten ist es wichtig einen solchen möglichst frühzeitig zu erkennen um eine frühe Therapie einzuleiten. Melden Sie sich deshalb bei den unten aufgeführten Symptomen umgehend bei Ihrem Arzt.

Tiefe Venenthrombose: Einseitige Schwellung des Beines oder entlang einer Beinvene, Spannungsgefühl oder Schmerzen in einem Bein. Überwärmung , Rötung oder Verfärbung der Haut am betroffenen Bereich.

Lungenembolie: Plötzliche unerklärte Kurzatmigkeit, schnelles Atmen oder Atemnot. Plötzliches Auftreten von Husten evt. mit blutigem Schleim. Plötzlicher, evt. atemabhängiger Schmerz im Brustkorb. Starke Benommenheit, Schwindel oder Angstgefühl . Schneller oder unregelmässiger Herzschlag.

Hirninfarkt: Plötzliches Auftreten von : Taubheit, einseitigen Gefühlsstörungen in Gesicht , Arm oder Bein, Verwirrtheit, undeutliche Aussprache, Sehstörungen, Gehstörungen, Schwindel, Bewusstseinsverlust, Ohnmacht, Krampfanfall, länger anhaltende unklare Kopfschmerzen

Andere Symptome die auf einen Gefässverschluss hinweisen können : Starke unerklärte Schmerzen oder weisslich / bläuliche Verfärbung von Armen oder Beinen. Plötzliche starke Bauchschmerzen.

Harmlose Nebenwirkungen: Sind oft rückläufig oder lassen sich durch Präparatewechsel beseitigen. Zwischenblutungen, Brustspannen, Stimmungs- oder Libidoschwankungen , leichte Kopfschmerzen, Appetit- oder Gewichtsveränderungen.

Über die verschiedenen Risiken und deren Schweregrad wurde von unserer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) ein separates Merkblatt kreiert, welches ich Ihnen gerne zur Verfügung stelle.

Kombinierte hormonale Kontrazeptiva (KHK)

Alle Präparate dieser Gruppe enthalten 2 Hormone nämlich das künstlich bzw. synthetisch hergestellte Ethinylestradiol (EE) sowie ein künstliches Gestagen, welches wir auch Progestagen nennen. ( Zu den Begriffen „künstlich“, „natürlich“, „ Progestagen“ etc. vgl. Wechseljahre) Während in allen Präparaten das EE einfach etwas höher oder tiefer dosiert ist ( 15 Mikrogramm bis 35 bzw manchmal 50 Mikrogramm ) unterscheiden sie sich jeweils im Progestagen. Diese Progestagene sind in ihrer Molekularen Struktur jeweils etwas anders gestaltet und so unterscheiden sich diese KHK etwas in ihrer Wirkung. Sie führen zB. zu vermehrter Wasserausscheidung und so zu weniger Brustspannen und allgemeinen Wassereinlagerungen im ganzen Körper. Oder sie sind gut für die Haut, da sie eine antiandrogene Wirkung haben. Durch das Besetzen des Androgenrezeptors in den Talgdrüsen wird die Talgbildung der Haut vermindert, was sich günstig auf eine allfällige Akne auswirkt. Dabei können sie aber auch für einen allfälligen Abfall der Libido verantwortlich sein. Mit ein wenig Geduld und gezieltem Suchen findet man eigentlich immer ein sehr gut verträgliches KHK. Das Hautpflaster ( Evra ) sowie der Vaginalring ( Nuva Ring )erlauben es auch Frauen, die mit der täglichen Tabletteneinnahme Mühe haben oder oft unter Durchfall leiden, mit einer kombinierten Methode zu verhüten. Die meiste Nebenwirkungen wie leichte Schmierblutungen, Übelkeit, Verstimmungen etc. verschwinden spontan innerhalb von 2 – 3 Monaten oder beim Wechsel des Präparates. Es bleibt allein das Haptrisiko bei dieser Gruppe nämlich das der tiefen Venenthrombose ( VTE = venöse Thromboembolie ) In Zahlen ist dieses Risiko sehr klein. Je nach Statistik 5 – 12 Fälle pro 10´000 Frauenjahre. Ohne Einnahme eines KHK beträgt die Thromboembolierate 2 Fälle auf 10‘000 Frauenjahre . Für die Betroffenen aber kann es erhebliche Folgen haben. Wenn so ein Thrombus die Vene verstopft besteht die Gefahr schwerer Durchblutungsstörungen der Extremitäten. Wenn er sich sogar von der Venenwand ablöst ( nach dem Ablösen sprechen wir dann von einem Embolus . Vgl. oben ), gelangt er via Blutstrombahn in das Herz, anschliessend in die Lunge ( Lungenembolie ). Dort verstopft er die Blutstrombahn und das Blut kann sich nicht mehr mit Sauerstoff aufladen. So kann es zu schweren, bleibenden Schäden bis zum Tod kommen. Es stellt sich nun die Frage : „Soll ich denn überhaupt verhüten bei solchen Risiken??“ Die Antwort ist eigentlich ganz klar. Wenn wir eine Schwangerschaft als Risiko betrachten birgt auch diese gewisse Gefahren in sich. Durch das starke Ansteigen der eigenen Hormone während einer Schwangerschaft erhöht sich nämlich das Thromboserisiko auch. Es ist sogar etwas höher als bei der Einnahme eines KHK. Zusätzlich kommen Risiken wie Eileiterschwangerschaften, Aborte, Blutungen und diverses Andere. Wenn also eine Schwangerschaft zur Zeit unerwünscht ist, bzw, wenn eine Schwangerschaft auf einen Schwangerschaftsabbruch hinauslaufen würde ( nochmals mehr Risiko ) scheint es sicher sinnvoll den Weg des geringeren Risikos zu gehen und eine sichere Verhütungsmethode zu wählen.
Diese Überlegungen waren bis vor wenigen Jahren richtig und haben auch heute noch gültigkeit. Aber die Forschung geht weiter und der „Verhütungsmarkt“ bereicherte sich um ein paar wertvolle Neuigkeiten. Bei Interesse lesen Sie weiter.
Zunächst zu den zwei neuen KHK. Qlaira seit 2009 auf dem Markt und Zoely seit 2012. Was ist wirklich neu? - Seitdem die erste Pille mit dem Namen „Anovlar“ in den 1960er Jahren eingeführt wurde haben die Forscher versucht die damals noch enorm hohe Hormondosierung dieser Pille zu senken um die Nebenwirkungen zu verkleinern. In den ersten Jahrzehnten war das Neue an einer neuen Pille insbesondere die Erkenntnis, dass es auch mit kleineren Dosierungen eine sichere Verhütung gibt. Nachdem man zu Beginn der 1980er Jahere an der unteren Grenze angelangt war suchte man immer mehr nach besser verträglichen Hormonen mit weniger Nebenwirkungen. Bei allen Bemühungen kam es letztlich nur zu geringfügigen Unterschieden zwischen den Präparaten. Das praktisch einzige, nicht reversible Hauptrisikon nämlich das der Thrombose, blieb aber bestehen, da dieses Risiko insbesondere vom Ethinylestradiol (EE), dem künstlichen Östrogen ausgeht.Wie oben ausgführt ist dieses EE in allen bisherigen KHK enthalten bis 2009 das erste neue KHK auf den Markt kam welches Östradiolvalerat enthält. Schon lange weiss man, dass das natürliche Östradiol das Thromboserisiko viel weniger beeinflusst als das künstliche EE. Deshalb werden auch alle Hormonsubstitutionen in der Postmenopause mit natürlichen Östrogenen vorgenommen (vgl. Wechseljahre) Es lag somit nahe, dass man auf der Suche nach besseren KHK ( Kombinierte Hormonale Kontrazeptiva) nach Kombinationen mit möglichst natürlichem , körperidentischem Östrogen forschte. Das natürliche Östrogen wird jedoch von der Gebärmutterschleimhaut zu rasch abgebaut und es kommt deshalb oft zu unliebsamen Zwischenblutungen. Inzwischen scheint es aber soweit zu sein. Durch Entwicklung neuer Progestagene ( künstlich hergestellte Gestagene ) , welche die Gebärmutterschleimhaut besser ruhig stellen, können natürliche Östrogene beigegeben werden. Es kommt so zu weniger, meist erträglichen Zwischenblutungen und vor Allem deutlich schwächerer Periodenblutung. Gelegentlich kann die Periode so schwach sein, dass sie gar nicht bemerkt wird so quasi ausbleibt. Das Thromboserisiko sollte sich , so hofft man zur Zeit, nicht höher sein, als wenn man keine KHK einnehmen würde. Seit Einführung dieser neuen KHK im Jahre 2009 ( Qlaira ) und 2012 ( Zoely ) laufen aktuell neue Studien, die hoffentlich diese Erwartungen erfüllen werden. In diesem Sinn wünsche ich diesen neuen Hormonkombinationen Östradiolvalerat/Dienogest (Qlaira) und Östradiol/ Nomegestrolacetat (Zoeli) viel Erfolg.

Die Monophasischen Präparate

Bei diesen Präparaten handelt es sich um die 3 Monatsspritze (Depo Provera oder Sayana), die Gestagenpille ( Ceracette), das Hormonimplantat ( Implanon, auch als „Stäbchen“ bekannt) sowie die Hormonspiralen Mirena und , seit Februar 2014 auf dem Markt, die Hormonspirale Jaydess. Allen diesen Präparaten gemeinsam ist: Sie enthalten nur ein Hormon, nämlich ein Progestagen (künstlich oder synthetisch hergestelltes Gestagen). Damit haben alle diese Präparate kein erhöhtes Thromboserisiko, da sie kein Ethinylestradiol enthalten. Bei diesen Progestagenen handelt es sich um das Medroxyprogesteronacetat (MPA), das Desogestrel bzw, das Etonogestrel sowie das sog. Levonorgestrel. Lassen Sie sich von den Namen nicht verwirren. Wichtig ist, dass alle diese Progestagene , wenn sie genügend hoch dosiert verabreicht werden, den Eisprung hemmen und gleichzeitig das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut bremsen. Ausser bei den Hormonspiralen kommt es bei allen diesen Präparaten zur Hemmung des Eisprungs und somit zur Ruhigstellung des hormonellen Zyklus einer Frau ( eigentlich gleich wie bei den KHK). Durch die Hemmung des Wachstums der Gebärmutterschleimhaut sollten im Idealfall keine Blutungen mehr auftreten, was auch oft der Fall ist. Leider ist diese Unterdrückung des Geärmutterschleimhautwachstums gelegentlich zu schwach und es kommt zu sog. Durchbruchsblutungen. Wenn diese Blutungen zu häufig oder zu stark werden muss die Methode gewechselt werden. Bei guter Verträglichkeit der Gestagenpille Ceracette kann optional auch auf das „Stäbchen“ ( Implanon) gewechselt werden. Es bestehen so diverse Vorteile: Niedrigere Stoffwechselbelastung der Leber, da das Hormon direkt ins Blut gelangt und nicht zuerst in der Leber metabolisiert ( umgewandelt ) werden muss. Höhere Sicherheit, da Erbrechen, Vergessen der Pilleneinnahme, Durchfall keine Rolle mehr spielen.

Und nun zu den Hormonspiralen, die eigentlich, nach all dem bisher Erwähnten, schon bald ein separates Kapitel verdient hätten.

Hormonspiralen ( bei uns Mirena , Jaydess und Kyleena ) werden auch IUS (Intra Uterine Systeme), IUD (Intra Uterine Device) oder IUP (Intra Uterin Pessar) oder Hormonabgebendes System auch als IUS benannt. Zusätzlich wird die Verwirrung noch grösser, wenn wir wissen, dass mit den gleichen Namen auch die früheren Kupferspiralen benannt werden. Kein Wunder also, dass in der Laienpresse sowie auch unter Fachpersonen immer wieder Missverständnisse auftreten
Obwohl ich es bereits erwähnt habe möchte ich nochmals festhalten : Alle monophasischen Präparate enthalten ein reines Progestagen und keine Östrogene. Sie haben deshalb, nach aktuellem Wissensstand kein erhöhtes Thromboserisiko, welches allen KHK anhaftet. Dadurch, dass das Hormon (Levonorgestrel) dieser beiden Hormonspiralen am Ort des Geschehens, also an der Schleimhaut in der Gebärmutter, wirkt ist die Fremdhormonbelastung des ganzen Körpers sehr viel kleiner als bei allen anderen hormonellen Präparaten. Vergleichen wir die Hormonspiegel einer levonorgestrelhaltigen Pille mit denen einer solchen Spirale ist der gemessene Hormonspiegel bei der Spirale 20 -30 mal geringer als bei der Pille!! Dieser Levonorgestrelspiegel ist so niedrig, dass der eigene hormonelle Zyklus praktisch nicht unterdrückt wird sondern weiterhin bestehen bleibt. wir haben also weiterhin die eigenen Hormone und werden nicht von Fremdhormonen gesteuert. Es bleibt also weiterhin eine erste und zweite Zyklusphase, der Eisprung sowie die Periodenblutung, welche allerdings deutlich schwächer wird.

Die lokale Wirkung dieses Progestagens auf die Gebärmutterschleimhaut ist deutlich potenter als bei irgendwelchen anderen Präparaten, die den ganzen Körper belasten und so am Ort des Geschehens deutlich weniger wirksam sind. Deshalb ist das Auftreten von unangenehmen Zwischenblutungen viel seltener als bei anderen monophasischen Antikonzeptiva. Die Periodenblutungen selber können sogar so schwach werden, dass sie gar nicht mehr wahrgenommen werden können oder lediglich als „ etwas brauner Ausfluss“ bezeichnet werden. ( Vgl. auch Kapitel: „ Periodenblutungen – muss das denn sein?“) Dadurch, dass sich die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr so stark aufbaut wird zu starker Blutverlust und daraus resultierender Eisenmangel eine Rarität. ( Vgl. Kapitel: „ Eiseninfusionen“ ) Polypen und Gebärmutterkrebs als Folge eines zu starken Schleimhautwachstums sind unter der Hormonspirale deutlich seltener als beim Nichtstun.
Die Sicherheit dieser beiden Systeme ist deutlich höher als KHK oder monophasischen Präparaten und wird mit einem Pearl Index von kleiner 0,2 angegeben, das heisst gleich sicher wie eine Sterilisation. Alles was eine „ Pille“ unsicher machtspielt bei diesen IUS keine Rolle mehr. Zum Beispiel Vergessene Pilleneinnahme, Erbrechen innerhalb von 4 Stunden nach Pilleneinnahme oder Durchfall. Wechselwirkungen ( Interaktionen ) mit anderen Medikamenten sind die gleichen wie bei anderen hormonalen Kontrazeptiva. Dadurch aber, dass die Wirkung des Levonorgestrels direkt am Ort des Geschehens stattfindet und nicht zuerst eine Wechselwirkung im Stoffwechsel entsteht , dürften Wechselwirkungen mit unangenehmen Folgen sehr klein sein. Ich habe bisher jedenfalls diesbezüglich noch keine relevante Arbeit gesehen oder gar eine eigene Erfahrung gemacht.
Nebenwirkungen: Schlussendlich können alle Nebenwirkungen, welche von bekannten Progestagenen bekannt sind auch unter einer Hormonspirale auftreten. Es können auch kleinste Hormonmengen unangenehm empfunden werden und so zu einer Unverträglichkeit führen. Bekannt ist gelegentliches Auftreten von Hautunreinheiten ( Akne ), gutartigen, aber kontrollbedürftigen Eierstockzysten, welche wieder verschwinden oder depressive Verstimmungszustände.
Grundsätzlich ist die Verträglichkeit, was bei dieser niedrigen Hormonmenge nicht verwundert , als sehr gut zu bezeichnen.

Dr. med. Erhard Stäger

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