Das Angebot an Verhütungsmethoden ist riesengross und ich möchte deshalb mit dieser Seite gerne versuchen ein paar Schwerpunkte zu setzen, damit Sie sich besser orientieren können. Gerne besprechen wir natürlich auch einzelne Details mit Ihnen in der Praxis und beraten Sie persönlich.
Grundsätzlich sind drei Fragenkomlexe von zentraler Bedeutung um letztlich für sich die richtige Verhütungsmethode zu finden.
Die drei Fragenkomplexe
Erst nachdem Sie sich diese Fragen beantwortet haben macht es Sinn sich für die geeignete Verhütungsmethode zu entscheiden bzw. sie für sich auszusuchen. Gerne gehe ich auf diese Fragen etwas genauer ein um dann die entsprechenden Methoden etwas präziser darstellen zu können.
Wie sicher muss meine Verhütungsmethode sein bzw. darf oder will ich gelegentlich mit meinem Partner schwanger werden? Ist mein Partner über diese Absicht informiert und wollen wir beide das gleiche? Was wäre, wenn ich schwanger würde? Können wir uns dann auf die Schwangerschaft und das Kind freuen oder wäre ich schlussendlich eine alleinerziehende Mutter? Müsste letztendlich sogar ein Schwangerschaftsabbruch vorgenommen werden?
Wenn bei diesen Überlegungen ein Schwangerschaftsabbruch in Erwägung gezogen werden müsste sollte man sich für eine sichere Methode entscheiden. Jede Schwangerschaft birgt grundsätzlich deutlich mehr medizinische Risiken in sich als irgendeine der bekannten, sicheren Verhütungsmethoden. Allein schon das vielzitierte Thromboserisiko ist während einer Schwangerschaft höher als beim Einnehmen einer Verhütungspille. Solange man also nicht schwanger werden will oder darf sollte man sich logischerweise für eine „Sichere Verhütungsmethode“ entscheiden, da man so den Weg des geringeren Risikos wählt. Wenn gelegentlich so oder so eine Schwangerschaft geplant ist und eine solche , wenn auch etwas früher als geplant, eintritt, kann man sich sehr gut auch für eine etwas „weniger sichere Antikonzeption“ entscheiden.
Wie schütze ich mich vor sexuell übertragbaren Krankheiten? Wiederum ein grosses Kapitel, welches ich jedoch nicht hier abhandeln möchte. da es eine grosse Menge an Literatur über die einzelnen, sexuell übertragbaren Krankheiten gibt.
Sehr gute Informationen finden Sie hier.
Weit besser, als sich auf medizinischem Weg mit diesen Krankheiten auseinandersetzen zu müssen, ist es sie gar nicht erst zu bekommen. Das ist oft einfacher gesagt als getan. Manchmal kann der Partner, ohne es zu wissen ansteckend sein für AIDS (HIV), Chlamydien, Lues, Hepatitis, GO (Tripper), Herpes etc.
Um diese Situation möglichst gut zu meistern gibt es letztlich nur eine richtige Vorgehensweise: Man muss sich gegenseitig gut kennen und auch diese Thematik miteinander besprochen haben bevor man miteinander Geschlechtsverkehr hat. Problemlos können Sie bei jedem Arzt eine Untersuchung vornehmen um sich gegenseitig bestätigen zu können, dass Sie frei von ansteckbaren STI sind. Selbstverständlich bietet ein Kondom einen gewissen Schutz vor solchen Krankheiten. Selber aber möchte man ja schlussendlich sicher sein und nicht nur glauben oder hoffen , dass …… Kondome sind zur Verhütung und zum Schutz vor STI deutlich besser als einfach nichts zu tun. In der Praxis kann die Schutzwirkung sehr schwer beziffert werden, da sie sehr vom Sexualverhalten, der Präparatequalität und von Anwendungsfehlern abhängt. Aus diesen Gründen gehören Kondome medizinisch betrachtet zu den nicht sicheren Verütungsmethoden, das heisst der Pearl Index liegt über 1,0.
Möchte ich in meinem Leben grundsätzlich einmal schwanger werden, Kinder haben und mit wem? Nochmals ein grosser Fragenkomplex. Bei der Familieplanung geht es ja nicht nur um die Verhütung und das Verhindern von STI sondern eben auch um die Planung einer Familie. Seitdem die Frauen über die Verhütung selber bestimmen können ist in der westlichen Welt das Durchschnittsalter der Frauen bei ihrem ersten Kind zunehmend gestiegen. 1960 wurde in Europa die erste Pille mit dem Namen Anovlar eingeführt und es kam zu dem sogenannten Pillenknick. Die Geburtenrate hat zunehmend abgenommen, während das Durchschnittsalter bei der ersten Schwangerschaft immer mehr angestiegen ist. Während man in den 1960er Jahren mit 25 Jahren bereits eine ältere Erstgebährende war ist heute ein Alter von 33 – 34 Jahren beim ersten Kind fast schon der Normalzustand. Ab 35 Jahren beginnt die Fertilität ( Empfänglichkeit bzw. Möglichkeit schwanger zu werden ) bei allen Frauen stark an zu sinken und es ist immer weniger selbstverständlich, dass man noch schwanger werden kann. Während die Schwangerschaftsrate bei einem gesunden jungen Paar ca. 33% pro Monatszyklus beträgt hat man mit 42 Jahren noch eine solche von unter 3%. Es gibt so etwas wie eine innere Uhr, die unser Leben bestimmt. es gibt einen Zeitabschnitt um schwanger zu werden, einen solchen um Kinder grosszuziehen und später evt. einen solchen um sich um Enkelkinder kümmern zu dürfen. Naturgegeben hat man als Frau seine Menarche ( Datum der ersten Periodenblutung ) und seine Menopause ( Datum der letzten Periode ) Dazwischen liegt eine Zeit mit mehr oder weniger regulären Zyklen, die immer wieder auf diese innere Uhr hinweisen.
Ab 35 Jahren nimmt also die Fertilitätsrate ( Anzahl Schwangerschaften pro Zyklus) zunehmend dramatisch ab., während entsprechend die Sterilitätsfälle immer mehr zunehmen.
Nach den bisherigen Erkenntnissen haben die verschiedenen Verhütungsmethoden keinen relevanten Einfluss auf die Fertilitätsrate. Man wird also in jedem Alter gleich gut schwanger ganz egal ob man eine Pille genommen hat oder nicht. Aber mit 37 Jahren wird man lange nicht mehr so rasch schwanger wie mit 26 Jahren.
Es scheint mir immer wichtiger die ganze Verhütungsdiskussion und Familienplanung auch vor diesem Hintergrund zu sehen um für sich die richtige Methode zu finden.
Was sind sichere bzw. unsichere Verhütungsmethoden? Zur Beurteilung einer Verhütungsmethode wurde der Begriff des Sog. „ Pearlindex“ gewschaffen. Unter dem Pearlindex verstehen wir die Anzahl unerwünschter Schwangerschaften bei der Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode während 100 Frauenjahren bzw. 1200 Monatszyklen. Anders ausgedrückt: Wenn 100 Frauen während einem Jahr eine bestimmte Verhütungsmethode anwenden entspricht die die Anzahl der unerwünschten Schwangerschaften dem Pearlindex. Von einer sicheren Verhütungsmethode sprechen wir, wenn der Pearlindex kleiner als eins ist.
Je nach Studie werden nicht nur die richtigen Versager gezählt, sondern auch solche, die auf fehlerhafter Anwendung beruhen. Deshalb gibt es je nach Statistik für die gleiche Methode einen unterschiedlichen Pearlindex. Zur Orientierung mag die aufgeführte Tabelle dienen.
Sie finden unten aufgeführt eine Zusammenstellung der aktuellen (Stand 31.01.2021) Verhütungsmethoden ( Berlis Schweiz AG ).
Auf den ersten Blick scheint diese Uebersicht vielleicht etwas verwirrend und ich möchte deshalb versuchen alles etwas zu vereinfachen und zusammenzufassen. Bei den sicheren Methoden können wir die Hormonellen von den nicht Hormonellen unterscheiden. Bei den hormonellen Methoden wiederum unterscheiden wir sog. kombinierte und monophasische Präparate.
Also:
Schwere Nebenwirkungen von KHK ( kombinierte hormonale Kontrazeptiva )
Bei Anwendung von KHK , welche immer ein Gestagen zusammen mit einem Oestrogen enthalten, besteht ein leicht erhöhtes Risiko einen Gefässverschluss in Venen oder Arterien zu erleiden. In seltenen Fällen kann dies zu schweren Gesundheitsschäden oder sogar zum Tod führen. Das Risiko für eine solche Komplikation ist während des ersten Anwendungsjahres am grössten und steigt auch mit zunehmendem Alter. Zusammengefasst handelt es sich je nach Statistik um ca. 5 – 12 Fälle pro 10 OOO Frauenjahre. Um Komplikationen eines solchen Gefässverschlusses möglichst gering zu halten ist es wichtig einen solchen möglichst frühzeitig zu erkennen um eine frühe Therapie einzuleiten. Melden Sie sich deshalb bei den unten aufgeführten Symptomen umgehend bei Ihrem Arzt.
Tiefe Venenthrombose: Einseitige Schwellung des Beines oder entlang einer Beinvene, Spannungsgefühl oder Schmerzen in einem Bein. Überwärmung , Rötung oder Verfärbung der Haut am betroffenen Bereich.
Lungenembolie: Plötzliche unerklärte Kurzatmigkeit, schnelles Atmen oder Atemnot. Plötzliches Auftreten von Husten evt. mit blutigem Schleim. Plötzlicher, evt. atemabhängiger Schmerz im Brustkorb. Starke Benommenheit, Schwindel oder Angstgefühl . Schneller oder unregelmässiger Herzschlag.
Hirninfarkt: Plötzliches Auftreten von : Taubheit, einseitigen Gefühlsstörungen in Gesicht , Arm oder Bein, Verwirrtheit, undeutliche Aussprache, Sehstörungen, Gehstörungen, Schwindel, Bewusstseinsverlust, Ohnmacht, Krampfanfall, länger anhaltende unklare Kopfschmerzen
Andere Symptome die auf einen Gefässverschluss hinweisen können : Starke unerklärte Schmerzen oder weisslich / bläuliche Verfärbung von Armen oder Beinen. Plötzliche starke Bauchschmerzen.
Harmlose Nebenwirkungen: Sind oft rückläufig oder lassen sich durch Präparatewechsel beseitigen. Zwischenblutungen, Brustspannen, Stimmungs- oder Libidoschwankungen , leichte Kopfschmerzen, Appetit- oder Gewichtsveränderungen.
Über die verschiedenen Risiken und deren Schweregrad wurde von unserer Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (SGGG) ein separates Merkblatt kreiert, welches ich Ihnen gerne zur Verfügung stelle.
Bei diesen Präparaten handelt es sich um die 3 Monatsspritze (Depo Provera oder Sayana), die Gestagenpille ( Ceracette), das Hormonimplantat ( Implanon, auch als „Stäbchen“ bekannt) sowie die Hormonspiralen Mirena und , seit Februar 2014 auf dem Markt, die Hormonspirale Jaydess. Allen diesen Präparaten gemeinsam ist: Sie enthalten nur ein Hormon, nämlich ein Progestagen (künstlich oder synthetisch hergestelltes Gestagen). Damit haben alle diese Präparate kein erhöhtes Thromboserisiko, da sie kein Ethinylestradiol enthalten. Bei diesen Progestagenen handelt es sich um das Medroxyprogesteronacetat (MPA), das Desogestrel bzw, das Etonogestrel sowie das sog. Levonorgestrel. Lassen Sie sich von den Namen nicht verwirren. Wichtig ist, dass alle diese Progestagene , wenn sie genügend hoch dosiert verabreicht werden, den Eisprung hemmen und gleichzeitig das Wachstum der Gebärmutterschleimhaut bremsen. Ausser bei den Hormonspiralen kommt es bei allen diesen Präparaten zur Hemmung des Eisprungs und somit zur Ruhigstellung des hormonellen Zyklus einer Frau ( eigentlich gleich wie bei den KHK). Durch die Hemmung des Wachstums der Gebärmutterschleimhaut sollten im Idealfall keine Blutungen mehr auftreten, was auch oft der Fall ist. Leider ist diese Unterdrückung des Geärmutterschleimhautwachstums gelegentlich zu schwach und es kommt zu sog. Durchbruchsblutungen. Wenn diese Blutungen zu häufig oder zu stark werden muss die Methode gewechselt werden. Bei guter Verträglichkeit der Gestagenpille Ceracette kann optional auch auf das „Stäbchen“ ( Implanon) gewechselt werden. Es bestehen so diverse Vorteile: Niedrigere Stoffwechselbelastung der Leber, da das Hormon direkt ins Blut gelangt und nicht zuerst in der Leber metabolisiert ( umgewandelt ) werden muss. Höhere Sicherheit, da Erbrechen, Vergessen der Pilleneinnahme, Durchfall keine Rolle mehr spielen.
Hormonspiralen ( bei uns Mirena , Jaydess und Kyleena ) werden auch IUS (Intra Uterine Systeme), IUD (Intra Uterine Device) oder IUP (Intra Uterin Pessar) oder Hormonabgebendes System auch als IUS benannt. Zusätzlich wird die Verwirrung noch grösser, wenn wir wissen, dass mit den gleichen Namen auch die früheren Kupferspiralen benannt werden. Kein Wunder also, dass in der Laienpresse sowie auch unter Fachpersonen immer wieder Missverständnisse auftreten
Obwohl ich es bereits erwähnt habe möchte ich nochmals festhalten : Alle monophasischen Präparate enthalten ein reines Progestagen und keine Östrogene. Sie haben deshalb, nach aktuellem Wissensstand kein erhöhtes Thromboserisiko, welches allen KHK anhaftet. Dadurch, dass das Hormon (Levonorgestrel) dieser beiden Hormonspiralen am Ort des Geschehens, also an der Schleimhaut in der Gebärmutter, wirkt ist die Fremdhormonbelastung des ganzen Körpers sehr viel kleiner als bei allen anderen hormonellen Präparaten. Vergleichen wir die Hormonspiegel einer levonorgestrelhaltigen Pille mit denen einer solchen Spirale ist der gemessene Hormonspiegel bei der Spirale 20 -30 mal geringer als bei der Pille!! Dieser Levonorgestrelspiegel ist so niedrig, dass der eigene hormonelle Zyklus praktisch nicht unterdrückt wird sondern weiterhin bestehen bleibt. wir haben also weiterhin die eigenen Hormone und werden nicht von Fremdhormonen gesteuert. Es bleibt also weiterhin eine erste und zweite Zyklusphase, der Eisprung sowie die Periodenblutung, welche allerdings deutlich schwächer wird.
Die lokale Wirkung dieses Progestagens auf die Gebärmutterschleimhaut ist deutlich potenter als bei irgendwelchen anderen Präparaten, die den ganzen Körper belasten und so am Ort des Geschehens deutlich weniger wirksam sind. Deshalb ist das Auftreten von unangenehmen Zwischenblutungen viel seltener als bei anderen monophasischen Antikonzeptiva. Die Periodenblutungen selber können sogar so schwach werden, dass sie gar nicht mehr wahrgenommen werden können oder lediglich als „ etwas brauner Ausfluss“ bezeichnet werden. ( Vgl. auch Kapitel: „ Periodenblutungen – muss das denn sein?“) Dadurch, dass sich die Gebärmutterschleimhaut nicht mehr so stark aufbaut wird zu starker Blutverlust und daraus resultierender Eisenmangel eine Rarität. ( Vgl. Kapitel: „ Eiseninfusionen“ ) Polypen und Gebärmutterkrebs als Folge eines zu starken Schleimhautwachstums sind unter der Hormonspirale deutlich seltener als beim Nichtstun.
Die Sicherheit dieser beiden Systeme ist deutlich höher als KHK oder monophasischen Präparaten und wird mit einem Pearl Index von kleiner 0,2 angegeben, das heisst gleich sicher wie eine Sterilisation. Alles was eine „ Pille“ unsicher machtspielt bei diesen IUS keine Rolle mehr. Zum Beispiel Vergessene Pilleneinnahme, Erbrechen innerhalb von 4 Stunden nach Pilleneinnahme oder Durchfall. Wechselwirkungen ( Interaktionen ) mit anderen Medikamenten sind die gleichen wie bei anderen hormonalen Kontrazeptiva. Dadurch aber, dass die Wirkung des Levonorgestrels direkt am Ort des Geschehens stattfindet und nicht zuerst eine Wechselwirkung im Stoffwechsel entsteht , dürften Wechselwirkungen mit unangenehmen Folgen sehr klein sein. Ich habe bisher jedenfalls diesbezüglich noch keine relevante Arbeit gesehen oder gar eine eigene Erfahrung gemacht.
Nebenwirkungen: Schlussendlich können alle Nebenwirkungen, welche von bekannten Progestagenen bekannt sind auch unter einer Hormonspirale auftreten. Es können auch kleinste Hormonmengen unangenehm empfunden werden und so zu einer Unverträglichkeit führen. Bekannt ist gelegentliches Auftreten von Hautunreinheiten ( Akne ), gutartigen, aber kontrollbedürftigen Eierstockzysten, welche wieder verschwinden oder depressive Verstimmungszustände.
Grundsätzlich ist die Verträglichkeit, was bei dieser niedrigen Hormonmenge nicht verwundert , als sehr gut zu bezeichnen.